barbara willecke  planung.freiraum | Rehm-Plätze
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"draußen zuhause": Rehm-Plätze

Die Umgestaltung der Rehm-Plätze geschieht im Rahmen von "Aachen Nord", ei­nem Pro­jekt der Städ­te­bau­för­derung "So­ziale Stadt". Bis 2014 wer­den Rehm­platz, Ober­platz und Wen­zel­platz nach vor­he­ri­ger Bür­ger­be­tei­li­gung neu ge­stal­tet und An­woh­ner­in­nen und An­woh­nern ein "draußen zu­hau­se" bieten.

Rehmplatz
Rehmplatz

planung.freiraum wurde von der Stadt Aachen zu einem Gut­ach­ter­ver­fah­ren mit Test­ent­wurf und Vor­schlag ei­nes Be­tei­li­gungs­kon­zep­tes ein­ge­la­den und schließ­lich mit der Be­tei­li­gung und Pla­nung be­auf­tragt. Die im Fol­gen­den dar­ge­stell­ten Be­tei­li­gungs­me­tho­den – und -stra­te­gien wur­den von pla­nung.­frei­raum ei­gens für das Par­ti­zi­pa­tions­ver­fah­ren Rehm-­Plät­ze ent­wic­kelt und vom Land­schafts­pla­nungs­büro mit Unter­stüt­zung des Mo­de­ra­tors Hol­ger Schei­big durchgeführt.

Exkurs
Der sich vollziehende gesellschaftliche Wan­del hat für Frei­an­la­gen so­wohl neue Nut­zen­de als auch neue / an­de­re Nut­zungs­wün­sche zur Fol­ge. Die­se er­wach­sen aus ver­än­der­ten Fa­mi­lien- und Er­werbs­mo­del­len, dem de­mo­gra­phi­schen Wan­del und dem Ein­fluss viel­fäl­ti­ger Kul­tu­ren. Aus dem ge­sell­schaft­li­chen Mit­ein­an­der un­ter­schied­lich­ster Le­bens­mo­del­le, dem Wunsch nach In­te­gra­tion und In­ter­ak­tion, ent­ste­hen neue Leit­bil­der, de­nen bei der Ge­stal­tung der Rehm-­Plät­ze Rech­nung ge­tra­gen wer­den soll­te und konnte.
Wo chil­len Kinder, wie spielen Männer, welche Be­we­gungs­be­dar­fe ha­ben äl­te­re Men­schen, wie ma­chen Frauen Pau­se – Frei­flä­chen, ge­plant nach den Kri­te­rien von Chan­cen­gleich­heit, Viel­falt und In­klu­sion, wir­ken al­ters- und ge­schlechts­spe­zi­fi­schen, kul­tu­rel­len und so­zia­len Ste­reo­ty­pen ent­ge­gen und sind wei­test­ge­hend vor Van­da­lis­mus ge­schützt. Sie un­ter­stüt­zen, be­gin­nend beim Be­tei­li­gungs­ver­fah­ren, demo­kra­ti­sche Aus­hand­lungs­pro­zes­se und be­son­ders sol­che Nut­zungs­grup­pen, die sich sonst sel­te­ner öffent­lich ein­brin­gen und aufhalten.

Partizipationsverfahren für die Rehm-Plätze Aachen
Im Rahmen des Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung der Rehm-­Plät­ze wur­den ge­zielt kon­kre­te Nut­zungs­grup­pen an­ge­spro­chen und zu ih­ren spe­zi­fi­schen Be­dar­fen be­fragt, bei­spiels­wei­se Mäd­chen und Jun­gen un­ter­schied­li­cher Alters­grup­pen, Müt­ter, Äl­tere, Men­schen mit di­ver­sen kul­tu­rel­len Hintergründen.

Methoden
• die (potentiellen) Nutzerinnen und Nutzer in ihrer Viel­falt wer­den als Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten ih­res All­tags und Um­felds ein­bezogen
• Gruppen werden differenziert nach Alter, Geschlecht und kul­tu­rel­lem Hinter­grund be­tei­ligt zur Ver­mei­dung von Kon­kur­ren­zen und Mini­mie­rung von Konflikten
• nutzungsorientierte offene Planungsprozesse

Die niedrigschwelligen, aufsuchenden Methoden haben den Grup­pen eine sehr dif­fe­ren­zier­te Aus­ein­ander­set­zung mit dem Raum und ih­ren je­wei­li­gen Be­dar­fen er­mög­licht, wo­bei nicht nur die ei­ge­nen son­dern auch die Be­dar­fe an­de­rer Grup­pen mit bedacht wurden.

Spiel und Begehung
Spiel und Begehung wurden spezifisch für die Rehm-Plätze entwickelt, um Be­dar­fe, Po­ten­tia­le, Schö­nes und weni­ger Schö­nes, ge­wünsch­te Stim­mun­gen und Be­nach­ba­run­gen zu er­fra­gen. Die­se In­stru­men­te sind ge­ne­ratio­nen­über­grei­fend ein­setz­bar und er­rei­chen auch Men­schen, die öffent­li­che Äuße­run­gen eigent­lich scheu­en. Da so­wohl im Spiel als auch wäh­rend der Be­ge­hun­gen haupt­säch­lich mit Sym­bo­len und Bil­dern agiert wur­de, wa­ren man­geln­de Deutsch­kennt­nis­se keine Hürde.

Einbindung engagierter Bürgerinnen und Bürger
Engagierte Bürgerinnen und Bürger wurden im Rahmen der Begehungen und Bür­ger­ver­samm­lun­gen so­wie über Ter­mi­ne mit der Stadt­teil­kon­fe­renz in den Be­tei­li­gungs­pro­zess ein­ge­bun­den. Die Er­geb­nis­se der Be­tei­li­gung so­wie ein­zel­ne Ent­wurfs­schrit­te wur­den mit ih­nen rück­ge­kop­pelt. Im Stadt­teil­büro gab es pro­zess­be­glei­tende Aus­hän­ge, dort wa­ren auch Rück­meldungen möglich.

Ergebnisse
Neben den Ergebnissen zu räumlichen Strukturen und gewünschten Tätigkeiten war eine wich­ti­ge Er­kennt­nis, dass der Ober- und Wen­zel­platz vor allem für die Nut­ze­rin­nen und Nut­zer, die um die­se Plät­ze herum woh­nen, dort öffent­li­che Ein­rich­tun­gen oder das kur­di­sche Kul­tur­café nut­zen, eine große Rol­le spie­len könn­ten. Bis­her wur­den die­se Räu­me teil­wei­se be­wusst ge­mie­den. Es be­steht je­doch ein großer Be­darf, die Frei­räume der drei Plät­ze als Er­gän­zung für den oft be­eng­ten Wohn­raum zu nut­zen. Hier­für wur­den viel­fäl­tige Tätig­keits­wün­sche ge­äußert, von Aus­ruhen bis Ball­spielen, von Klein­kin­der- bis Er­wach­se­nen­spiel und -sport.

Die beteiligten Personen als Vertretende ihrer Nutzungsgruppen äußerten keine illu­so­ri­schen oder uto­pisch teu­ren Wün­sche. Ein spar­samer Um­gang mit al­len Res­sour­cen war den auf­ge­such­ten Grup­pen im Rah­men der Aus­ein­ander­set­zung mit den Räu­men im­mer wich­tig. Dies ent­spricht dem All­tag und der Lebens­reali­tät in die­sem Vier­tel. Aus die­sem Grund wä­ren sicht­bar teu­re Mate­ria­lien oder ein kom­plet­ter Ab­riss von Be­ste­hen­dem nicht zu ver­mit­teln und auch nicht nötig gewe­sen. Statt des­sen be­stä­tigt sich die The­se, dass ein „draußen zu Hause“, eine Er­gän­zung zum be­ste­hen­den pri­va­ten Lebens­raum, drin­gend be­nötigt und als ge­mein­schaft­li­cher Frei­raum ge­wünscht wird. Die­sen Be­tei­li­gungs-­Ergeb­nis­sen fol­gend wur­den die Ent­würfe für die drei Rehm-­Plätze konzipiert.

in Betrieb
Menschen jeden Alters, aus aller Welt, Sand, Wasser, Kiesel, Findlinge, Gräser­rascheln, Blät­ter­rau­schen, Ge­plät­scher, Ge­läch­ter, Blumen­duft, Kin­der­la­chen, Fami­lien­aus­flug, Mit­tags­pau­se, ein Date, Aus­zeit, kurz die Ein­käufe ab­stel­len, auf der Bank sitzen und rad­fah­ren, schau­keln und schwatzen…
Die aus den Spielerunden und Begehungen entwickelten Strukturpläne für die drei Plät­ze zeig­ten, dass eine große räum­li­che und funk­tio­nale Dich­te mög­lich und von den künf­ti­gen Nut­ze­rin­nen und Nut­zern mehr­heit­lich mit­ge­tra­gen und ge­wünscht ist. Da­raus hat in­zwi­schen räum­li­che Ge­rech­tig­keit und Inte­gra­tion ent­ste­hen kön­nen. Auf den Rehm-­Plätzen wur­de mit ver­gleichs­wei­se gerin­gem Auf­wand ein Grund­stein für so­zia­len Frie­den und ein gu­tes Mit­ein­an­der ge­legt. Die­se ba­sie­ren da­rauf, dass alle sich ge­se­hen, be­rück­sich­tigt und re­prä­sen­tiert fühlen.


Plan projektname Rehm Plätze, Aachen
projekttyp Umgestaltung mit Bürger­beteili­gung, ein­gelade­ner Gut­achter­wett­bewerb, 1.Preis
ort Aachen: Rehm­platz, Ober­platz, Wenzel­platz
bauherr Stadt Aachen
projektsteuerung Stadt Aachen, Dezernat III
fläche 4.100 qm
bausumme 1.038.000 EUR
leistungsphasen Bürger­beteili­gung, 2 - 9
fertigstellung Beginn 2012, Fertig­stellung 2014
mitarbeit Tobias Glahn, Clara Jäkel, Ronny Kräft